Martin Birrer
Direktor
Rekordhohe Spitalzuweisungen und eine «schwarze Null»
Die Angebote der Adullam Spitäler – Akutgeriatrie und Geriatrische Rehabilitation – waren 2023 so gefragt wie noch nie. Hingegen blieb die Nachfrage nach Langzeitpflege hinter den Erwartungen zurück. Während für Pflegeplätze am Standort Riehen eine Warteliste bestand, waren die Pflegeplätze am Standort Basel nicht voll ausgelastet.
Nachdem die Adullam Spitäler bereits 2022 ausserordentlich hohe Patientenzahlen verzeichneten, stieg die Nachfrage 2023 um weitere 9 Prozent: Insgesamt wurden den Adullam Spitälern Basel und Riehen 2’712 Patient:innen zugewiesen. Das bedeutet jede Woche treten gut 50 Patient:innen für einen Aufenthalt von 2–4 Wochen ein.
Um deren Behandlung, Pflege und Therapie fachgerecht zu gewährleisten, mussten nebst der normalen Fluktuation rund 35 zusätzliche Stellen besetzt werden. Angesichts der angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt erwies sich dies als sehr anspruchsvoll, umso mehr, da auch unterjährige Schwankungen in der Bettenbelegung zu verzeichnen waren, was eine flexible Personalplanung erforderte.
Die Nachfrage nach Pflegeplätzen erweist sich seit einiger Zeit je nach Gemeinde oder Quartier unterschiedlich. So gibt es am Standort Riehen eine Warteliste während am Standort Missionsstrasse/Mittlere Strasse in Basel stets einige Plätze frei sind, sodass weiterhin auch temporäre Aufenthalte sowie die Aufnahme von Bewohner:innen aus anderen Kantonen unkompliziert möglich sind.
Steigende Personal- und Sachkosten, ungenügende Tarife
Nebst dem bekannten Mangel an qualifizierten Pflegenden sind auch Therapeut:innen, Köch:innen und Servicefachangestellte rar. Dies zeigt sich auch bei den Lohnerwartungen, die teilweise deutlich über den Ausgleich der Teuerung hinausgehen. Um Engpässe und Bettenschliessungen zu vermeiden, musste 2023 vermehrt auf temporäre Mitarbeitende von externen Personalvermittlungen zurückgegriffen werden. Entsprechend steigende Personalkosten haben im Jahresergebnis eine deutliche Spur hinterlassen.
In der Rechnung 2023 schlagen sich nebst höheren Personalkosten auch die gestiegenen Preise für Lebensmittel und Energie, für Reparaturen und Unterhalt, für Hard- und Software sowie die gestiegenen Hypothekarzinsen nieder. Da die Tarife der Krankenversicherer die Kosten nicht vollumfänglich decken und nur zögerlich angepasst werden, resultiert 2023 ein operativer Verlust in Höhe von CHF 2.3 Mio. Der EBITDA (Gewinn vor Zinsen und Abschreibungen) beträgt 2023 6.1 Prozent, die Eigenkapitalquote liegt unverändert bei 31 Prozent.
Dank der Auflösung von nicht mehr benötigten Rückstellungen aus den Vorjahren konnte der operative Fehlbetrag ausgeglichen werden, sodass unter dem Strich eine «schwarze Null» resultiert.
Beat Stierlin
Präsident des Sitftungsrates
| 2023 in CHF | 2022 in CHF |
|
| Taxertrag Spital | 44’312’555 | 40’050’411 |
| Taxertrag Pflegeheim | 26’062’529 | 26’518’155 |
| Übrige Erträge | 6’168’472 | 5’469’944 |
| Beiträge Kanton Basel-Stadt | 792’625 | 3’027’472 |
| Total Betriebsertrag | 77’336’180 | 75’065’982 |
| Personalaufwand | 57’217’024 | 52’068’046 |
| Sachaufwand | 15’424’799 | 14’424’342 |
| Total Betriebsaufwand | 72’641’823 | 66’492’388 |
| EBITDA | 4’694’357 | 8’573’594 |
| EBITDA-Marge | 6.1% | 11.4% |
| Abschreibungen | 6’034’186 | 5’655’037 |
| EBIT | -1’339’829 | 2’918’557 |
| Finanzergebnis | -997’670 | -1’013’090 |
| a.o. Aufwand/Ertrag/Fonds | 2’387’003 | 408’984 |
| Ergebnis | 49’504 | 2’314’450 |
Die Rechnungslegung erfolgt in Übereinstimmung mit Swiss GAAP FER. Die Revision wurde 2023 von der BDO AG, Aarau, durchgeführt.
| 2023 in CHF | 2022 in CHF |
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| Umlaufvermögen | 18’247’698 | 20’003’582 |
| Anlagevermögen | 75’551’862 | 75’646’746 |
| Total Aktiven | 93’799’560 | 95’650’328 |
| Fremdkapital | 64’346’688 | 66’246’961 |
| Stiftungskapital per 31.12. | 29’452’871 | 29’403’367 |
| Total Passiven | 93’799’560 | 95’650’328 |
Die Rechnungslegung erfolgt in Übereinstimmung mit Swiss GAAP FER. Die Revision wurde 2023 von der BDO AG, Aarau, durchgeführt.
Die Qualitätsentwicklung der Adullam-Stiftung orientiert sich seit rund 20 Jahren am EFQM-Modell, das auf dem Prinzip der lernenden Organisation und einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess basiert. 2023 wurde der gesamte Betrieb erfolgreich rezertifiziert und mit drei Sternen ausgezeichnet.
Das Qualitätsmanagement der Adullam-Stiftung besteht aus einem umfangreichen Set von Konzepten, Prozessen, Indikatoren, Befragungen und Massnahmen, die im Betrieb gut verankert sind und sicherstellen, dass Verbesserungspotentiale systematisch erkannt und zielorientiert genutzt werden.
Die Anerkennung durch EFQM auf «Drei-Sterne-Niveau» dokumentiert den nachhaltig gelebten Qualitätsfokus und ist gleichzeitig Ansporn diesen Weg kontinuierlich weiter zu verfolgen.
Als einziges Pflegezentrum in der Nordwestschweiz verfügt das Adullam Pflegezentrum Basel über Pflegeplätze für Bewohner:innen, die nicht mehr selbständig atmen können. Auf der Spezialabteilung können auch Pflegebedürftige mit anderen komplexen Krankheitsbildern wie zentralvenösen Zugängen oder Drainagen fachlich wie menschlich gut gepflegt und betreut werden.
Um der gestiegenen Nachfrage entsprechen zu können, hat die Spezialabteilung des Adullam Pflegezentrums Basel im Sommer 2023 grössere Räumlichkeiten bezogen und ihre Kapazität weiter erhöht. Von den insgesamt elf Pflegeplätzen waren Ende 2023 neun mit Bewohner:innen im Alter zwischen 39 und 80 Jahren belegt. Dank des erweiterten Angebotes können neu auch Pflegebedürftige mit ausserkantonalem Wohnsitz aufgenommen werden.
Da sich die Pflege dieser Bewohner:innen ausserordentlich aufwändig und anspruchsvoll gestaltet, braucht es hier einen ähnlich hohen Personalschlüssel wie im Spital und speziell für diese Aufgaben ausgebildete Mitarbeitende. Zudem ist eine umfassende ärztliche Betreuung und eine enge Zusammenarbeit mit Therapeut:innen notwendig, beispielsweise aus der Physiotherapie oder Logopädie. Mit der Nachbarschaft zum angrenzenden Adullam Spital ist dies optimal gewährleistet.
Dank des engagierten Einsatzes von Pflegenden, Therapeut:innen und ärztlichem Dienst kann hier auch Menschen mit umfassendem Unterstützungsbedarf ein Stück Lebensqualität ermöglicht werden. Auch die Angehörigen schätzen dieses einzigartige Angebot sehr.
Mehr Lebensqualität für Menschen mit komplexen Krankheitsbildern – dank engagiertem und hochqualifiziertem Team.
Nach Basel jetzt auch in Riehen. Damit leistet die Adullam-Stiftung einen weiteren Beitrag für mehr ambulante Therapien.
Die Nachfrage nach ambulanten Therapien, Trainings- und Beratungsangeboten für Betagte steigt. In Riehen konnten 2023 zusätzliche Räumlichkeiten für die Eröffnung eines weiteren ambalance-Standortes eingerichtet werden.
Am Gänshaldenweg 3 – direkt neben dem Adullam Spital und Pflegezentrum Riehen – stehen auf insgesamt 120 m2 Fläche neu insgesamt sieben mit modernen, altersgerechten Trainingsgeräten ausgestattete Räume zur Verfügung. Betreut werden die ambulanten Patient:innen von einem interdisziplinären Therapie- und Beratungsteam, das sich die Erhaltung der Autonomie von älteren Menschen zum Ziel gesetzt hat – für mehr Sicherheit, Lebensqualität und ein selbständigeres Leben im Alter. Verfügbar sind Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Ernährungsberatung.
Nach der 2020 eröffneten ambalance Basel verfügt die Adullam-Stiftung mit der ambalance Riehen nun an beiden Standorten über ein interdisziplinäres, ambulantes Therapie- und Beratungsangebot.
Pflegebedürftige Betagte und ihre Angehörigen wissen eine gute Gestaltung und Ausstattung von Pflegeeinrichtungen zu schätzen. Nach gut 25 Betriebsjahren war es Zeit für eine sanfte Sanierung des Pflegezentrums Missionsstrasse 20 in Basel. Die 78 Pflegezimmer sowie auch die Aufenthaltsräume wurden rundum aufgefrischt und neu möbliert.
Ein neues Farb- und Lichtkonzept sowie eine dezente Zimmergestaltung sorgen auf den Wohnbereichen für eine angenehme Atmosphäre. In die sanfte Sanierung der im Jahr 1997 fertig erstellten Liegenschaft hat die Adullam-Stiftung rund CHF 3 Mio. investiert. Damit konnten nicht nur die Zimmer der Bewohner:innen deutlich aufgewertet werden – auch die Aufenthaltsbereiche und Abteilungsküchen erstrahlen in neuem Glanz. Und dank der Installation von modernen Netzwerkanschlüssen in allen Zimmern haben die Bewohner:innen – soweit sie dies wünschen – schnellen Zugang zu den vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Information und Kommunikation.
Neues Farb- und Lichtkonzept sowie eine dezente Zimmergestaltung sorgen auf den Wohnbereichen für eine angenehme Atmosphäre.
Um im zunehmend ausgetrockneten Arbeitsmarkt erfolgreich zu bestehen, braucht es nebst guten Anstellungsbedingungen auch ein zeitgemässes Personalmanagement. Hierfür wurden entscheidende Weichen gestellt.
Seit 2023 sind im Adullam drei neue HR-Partnerinnen im Einsatz, welche die Vorgesetzten schulen, unterstützen und sich um die Anliegen der Mitarbeitenden kümmern. Gleichzeitig konnte die Rekrutierung neuer Mitarbeitenden durchgängig digitalisiert und deutlich «bewerbungsfreundlicher» gestaltet werden.
Zudem konnten die Mitarbeitenden von verbesserten Anstellungsbedingungen und diversen Aktionen zum Gesundheitsschutz – vom Velocheck bis zu Yoga-Kursen – profitieren. Und für diejenigen, die für Kolleg:innen einspringen, wurde eine Zulage für kurzfristige Dienstübernahmen eingeführt – denn besonderes Engagement soll auch angemessen honoriert werden.
Die Unternehmenskultur ist geprägt vom Wertesystem, nach welchem sich die Verantwortlichen und die Mitarbeitenden bei Entscheidungen und im Umgang miteinander richten. Und diese Kultur erfährt immer wieder Anpassungen: Nachdem in den letzten Jahren die Strategie und das Leitbild neu entwickelt wurden, haben der Stiftungsrat und die Geschäftsleitung 2023 die Vision neu formuliert sowie die «Duz-Kultur» und einen Verhaltenskodex eingeführt.
Seit Sommer 2023 gilt von der Praktikantin bis zum Präsidenten: Wir sprechen uns untereinander mit dem Vornamen an, sagen uns Du. Damit gehört die leidige Frage „Sind wir eigentlich schon per Du?“ der Vergangenheit an – ein Schritt, ganz im Sinne des persönlichen Miteinanders. Wir kommunizieren, wie wir sind: persönlich, nahbar und menschlich.
Auch die Vision hat eine Überarbeitung erfahren:
„Mit individueller Medizin, Therapie und Pflege für Lebensqualität bis ins hohe Alter – menschlich und kompetent. Adullam mir zuliebe.“
So lautet die neue Vision, die den Stiftungszweck konkretisiert und mit unseren zentralen Werten verbindet.
Im Verhaltenskodex sind die Verhaltensregeln und die ethischen Massstäbe der Adullam-Stiftung festgehalten.
Stiftungszweck, Vision, Strategie, Leitbild und Verhaltenskodex bilden ein Set von Dokumenten, die uns leiten und die Schaffung eines Umfelds unterstützen sollen, in welchem sich Bewohner:innen und Patient:innen wie auch die Mitarbeiter:innen langfristig wohlfühlen können.
Das Angebot der Mobilen Heimarzt-Praxis ist gefragt und wird stetig ausgebaut.
Der zunehmende Mangel an Hausärzt:innen macht sich auch in Alters- und Behinderteninstitutionen bemerkbar. Immer weniger niedergelassene Ärztinnen und Ärzte können ihre Patient:innen nach einem Heimeintritt adäquat weiter betreuen. Die Mobile Heimarzt-Praxis der Adullam-Stiftung springt in diese Lücke und baut ihr Angebot weiter aus.
Im Jahr 2023 durfte die Mobile Heimarzt-Praxis bereits mehr als 500 Bewohner:innen von Basler Heimen betreuen. Zu den Aufgaben des mobilen Teams gehören nebst klinischen Untersuchungen der Patient:innen auch die Überprüfung der Medikation, die Beratung bei Wundbehandlungen, die Verordnung von Therapien und vieles mehr. Bei Bedarf sind auch Beratungen von Institutionsleitungen und Pflegeteams oder Familiengespräche möglich. Das Angebot der Mobilen Heimarzt-Praxis nehmen primär Alterspflegeheime, aber auch einige Behinderteninstitutionen in Anspruch.
Das mobile Team umfasst derzeit drei erfahrene, teilzeitlich tätige Mediziner:innen, eine Pflegeexpertin (Advanced Practice Nurse) und zwei Praxisassistentinnen. Da das Angebot sich einer hohen Nachfrage erfreut, ist ein weiterer Ausbau geplant, sobald die passende ärztliche Verstärkung gefunden ist.
Die Adullam-Stiftung sorgt traditionell auch im kulinarischen Bereich gut für die Patient:innen und Bewohner:innen. Um den heutigen wie auch zukünftigen Anforderungen gut zu entsprechen, wurde 2023 die Hauptküche in Basel komplett erneuert. In diesem Zusammenhang wurde auch das Verpflegungskonzept überarbeitet und nach den aktuellen Erkenntnissen der Ernährungstherapie ausgerichtet.
Essen ist für das Wohlbefinden in den Spitälern wie auch in den Pflegezentren von grosser Bedeutung. Daher stand 2023 die Verpflegung am Standort Basel besonders im Fokus: Nach intensiver Vorbereitung und Planung wurde die Hauptküche in Basel komplett erneuert. Für die Dauer des Umbaus musste das Café Jardin als Küchenprovisorium dienen, aus welchem lückenlos rund 80 Patient:innen, 150 Heimbewohner:innen und 80 Mitarbeitende pro Tag verköstigt wurden. Den engagierten Mitarbeitenden der Gastronomie ist es auch unter stark erschwerten Bedingungen stets gelungen, das Angebot auf gutem Niveau sicherzustellen.
Entstanden ist eine modern ausgestattete Hauptküche. Nebst der technischen Erneuerung wurden die Menüplanung, die Kochmethoden, die Speiseverteilung und der Service überarbeitet und neu organisiert. Ins neue Verpflegungskonzept sind auch die aktuellen Erkenntnisse und Anforderungen der Ernährungstherapie für Betagte eingeflossen.
Mit dem neuen Online-Magazin Silberfuchs bietet die Adullam-Stiftung eine Plattform für alle Fragen rund um die Gesundheit im Alter. Klar und auf den Punkt gebracht informiert das Magazin über Krankheitsbilder sowie Behandlungsmethoden und gibt hilfreiche Tipps für den Alltag.
Seit Mitte August 2023 erscheinen im Silberfuchs wöchentlich neue Beiträge, die sich an Jedefrau und Jedermann richten – bewusst ohne Medizinjargon, um auch komplexe Inhalte verständlich zu machen. Ergänzt wird das Angebot mit Themenspecials und spannenden Video-Clips.
Eingebettet in die überarbeitete Webseite ist das Online-Magazin einer von mehreren digitalen Bausteinen. Dazu gehören auch die Social-Media-Kanäle Facebook, Instagram und Linkedin, die aktiv «bespielt» werden. Die neuen Angebote werden gut angenommen, wie die kontinuierlich steigenden Zugriffszahlen auf allen Kanälen zeigen. Auch im digitalen Umfeld gibt die Adullam-Stiftung damit verlässliche Hilfestellungen und regt zur Diskussion an – menschlich und kompetent.
Wir danken allen Patient:innen, Bewohner:innen und Angehörigen sowie den mit uns zusammenarbeitenden Institutionen und Behörden für das in uns gesetzte Vertrauen.
Ein ganz besonderer Dank gebührt unseren Mitarbeitenden für ihr grosses Engagement zugunsten der uns anvertrauten Menschen.
