Beat Stierlin
Präsident des Sitftungsrates
Konstant hohe Nachfrage im Spital – leichter Rückgang in den Pflegezentren
Die Hauptangebote der Adullam Spitäler – Akutgeriatrie und Geriatrische Rehabilitation – waren auch 2024 sehr gefragt. Im Jahresverlauf traten allerdings stärkere Schwankungen auf als in den Vorjahren, was für die Personalplanung herausfordernd war. Die Nachfrage nach Pflegeplätzen erwies sich wie bereits in den Vorjahren als leicht rückläufig.
Nachdem in den Adullam Spitälern in den letzten Jahren jeweils eine starke Zunahme der Patientenzahlen zu bewältigen war, stieg die Nachfrage 2024 nur um vergleichsweise bescheidene 1.0 Prozent. Etwas weniger Patient:innen wurden in der Akutgeriatrie zugewiesen (-34), während in der Geriatrischen Rehabilitation eine Zunahme um 61 Patient:innen zu verzeichnen war. Insgesamt liessen sich 2’739 Patient:innen in den Adullam Spitälern Basel und Riehen behandeln.
Die Nachfrage nach Pflegeplätzen lag hingegen auch 2024 etwas unter den Erwartungen, sodass weiterhin auch temporäre Aufenthalte sowie Aufnahmen von Bewohner:innen aus anderen Kantonen möglich sind.
Weiter steigende Personal- und Sachkosten werden zum Problem
Wie in der gesamten Spitalbranche machen die nicht kostendeckenden Tarife der Krankenversicherer auch den Adullam Spitälern zunehmend zu schaffen. Hohe Lohnerwartungen und gestiegene Sachkosten lassen sich damit kaum mehr decken. Die Schere zwischen Vollkosten und Erträgen geht weiter auf, sodass für Investitionen in die Zukunft nicht genügend übrigbleibt. Im Gegensatz zu staatlichen Spitälern können wir Lohnerhöhungen als private gemeinnützige Stiftung nicht einfach zu Lasten der Staatskasse gewähren, sondern müssen gut darauf achten, dass das über Jahrzehnte erarbeitete Betriebskapital erhalten bleibt.
In der Erfolgsrechnung 2024 zeigt sich ein Verlust in Höhe von CHF 46’561. Der EBITDA (Gewinn vor Zinsen und Abschreibungen) beträgt CHF 6’043’820 (EBITDA-Marge: 7.6 Prozent). Wie bereits im Vorjahr genügt dieses Ergebnis mittel- und langfristig nicht. Die Tarifverhandlungen mit den Krankenversicherern für das Jahr 2025 gestalten sich entsprechend schwierig und dauern Anfang 2025 noch an.
Dank der Auflösung von nicht mehr benötigten Rückstellungen aus den Vorjahren konnte der operative Fehlbetrag wie bereits im Vorjahr nochmals knapp ausgeglichen werden. 2024 resultiert somit unter dem Strich eine «rote Null». Damit sind nun aber alle wesentlichen Rückstellungen aufgelöst, sodass 2025 die Kostenentwicklung noch genauer verfolgt werden muss. Es gilt zusätzliche Einsparpotentiale zu eruieren und zu nutzen.
Angesichts der zunehmenden finanziellen Schieflage der meisten Schweizer Spitäler würde es aber auch der Politik gut anstehen, proaktiv zu steuern, statt eine Feuerwehrübung nach der andern zu starten.
Martin Birrer
Direktor bis 2024
2024 in CHF | 2023* in CHF |
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Taxertrag Spital | 44’606’518 | 44’312’555 |
Taxertrag Pflegeheim | 27’015’056 | 26’062’529 |
Übrige Erträge | 7’250’300 | 6’168’472 |
Beiträge Kanton Basel-Stadt | 786’063 | 792’625 |
Total Betriebsertrag | 79’657’937 | 77’336’180 |
Personalaufwand | 58’094’744 | 57’217’024 |
Sachaufwand | 15’519’372 | 15’424’799 |
Total Betriebsaufwand | 73’614’116 | 72’641’823 |
EBITDA | 6’043’820 | 4’694’357 |
EBITDA-Marge | 7.6% | 6.1% |
Abschreibungen | 6’074’116 | 6’165’834 |
EBIT | -30’295 | -1’471’477 |
Finanzergebnis | -1’030’762 | -997’670 |
a.o. Aufwand/ Ertrag/ Fonds | 1’014’497 | 2’387’003 |
Ergebnis | -46’561 | -82’144 |
Die Rechnungslegung erfolgt in Übereinstimmung mit Swiss GAAP FER. Die Revision wurde 2024 von der BDO AG, Aarau, durchgeführt.
* restated (Anpassung FER28)
2024 in CHF | 2023* in CHF |
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Umlaufvermögen | 18’614’113 | 18’247’698 |
Anlagevermögen | 71’464’390 | 74’064’042 |
Total Aktiven | 90’078’503 | 92’311’740 |
Fremdkapital | 62’160’012 | 64’346’688 |
Stiftungskapital per 31.12. | 27’918’491 | 27’965’051 |
Total Passiven | 90’078’503 | 92’311’740 |
Die Rechnungslegung erfolgt in Übereinstimmung mit Swiss GAAP FER. Die Revision wurde 2024 von der BDO AG, Aarau, durchgeführt.
* restated (Anpassung FER28)
Als letzter Schritt der Erneuerung der Gastro-Infrastruktur konnte das Café Jardin am Standort Basel neugestaltet und im Mai 2024 wieder eröffnet werden.
Mit 88 Sitzplätzen und einem modernen Servicebereich lädt das Café Jardin Patient:innen, Bewohner:innen und Mitarbeitende zum Verweilen und Geniessen ein. Die moderne Farbgestaltung, eine neue Möblierung und eine angenehme Beleuchtung steigern das Wohlbefinden, sei dies im Sommer – mit grosszügigem Aussenbereich – wie auch bei kühleren Temperaturen im neuen Interieur.
Mit der Mobilen Heimarzt-Praxis engagiert sich die Adullam-Stiftung aktiv für eine gut integrierte Gesundheitsversorgung betagter Patient:innen. Dr. Premy Hub verfügt als Leiter der Mobilen Heimarzt-Praxis neu auch über die Zulassung (SIWF) zur ärztlichen Weiterbildung. Angehende Hausärzt:innen haben somit in der Mobilen Heimarzt-Praxis neu die Möglichkeit, Erfahrung und Sicherheit in der ambulanten Versorgung betagter Patient:innen zu gewinnen.
Die Nachfrage nach ambulanten Therapien ist hoch. Dieser Nachfrage kommt die Adullam-Stiftung gerne an ihren beiden Standorten in Basel und Riehen nach.
Ein besonderer Moment war der Aufsichtsbesuch des Gesundheitsdepartements des Kantons Basel-Stadt. Vier Expert:innen der Abteilung Langzeitpflege visitierten das Adullam Pflegezentrum in Basel. Erstmals durften wir die Expert:innen mit der Kamera begleiten und ein Interview mit Claudia Portner, der Leiterin des Aufsichtsbesuchs, führen. Das daraus entstandene Video bringt die Wertschätzung der Behörden für die guten Leistungen im Pflegezentrum eindrucksvoll zum Ausdruck. Auch die positiven Rückmeldungen der Bewohner:innen erfüllen uns mit Stolz.
Das Jahr 2024 brachte verschiedene Veränderungen in der obersten Führung der Adullam-Stiftung.
So mussten wir Anfang Jahr schweren Herzens vom allzu früh verstorbenen Stiftungsrat Dr. Peter Eichenberger Abschied nehmen, der die Entwicklung der Stiftung seit 2018 mit grossem Engagement und Fachwissen wesentlich mitgeprägt hat.
Als neues Mitglied des Stiftungsrates konnte Professor Dr. Jörg Leuppi gewonnen werden. Mit seiner breiten medizinischen Expertise und seiner langjährigen Führungserfahrung als CMO des Kantonsspitals Baselland ergänzt er das Know-how des Stiftungsrates optimal.
Auch die Geschäftsleitung konnte erneuert und verstärkt werden. Seit Anfang 2024 ist Ian Braams nebst seinen angestammten Aufgaben als HR-Leiter zusätzlich für das Facility Management, für die gesamte Hotellerie (Gastronomie, Reinigung, Wäscherei) sowie für die Arbeitssicherheit und das Risikomanagement zuständig. Als Mitglied der Geschäftsleitung verantwortet er damit den neu geschaffenen Bereich «HR und Services».
Mit Gilles Hirt als neuem CFO ist die Geschäftsleitung seit Mitte Jahr wieder komplett. Mit seiner breiten Erfahrung in den Bereichen Finanzen und Informatik und seiner guten Vernetzung im Schweizerischen Gesundheitswesen konnte Gilles Hirt im Finanz- und Rechnungswesen wie auch in der Informatik bereits in den ersten Monaten wichtige Impulse setzen.
Ausbildung hat in der Adullam-Stiftung einen hohen Stellenwert. 2024 standen insgesamt 85 Lernende in Ausbildung.
Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels wurde das traditionell grosse Engagement der Stiftung für die Berufsbildung weiter verstärkt.
Der neu gestaltete Zukunftstag für Schüler:innen, die für alle Ausbildungen gemeinsam durchgeführte Einführungswoche und die grosse, interne Lehrabschlussfeier bringt den hohen Stellenwert der Ausbildung junger Berufsleute gebührend zum Ausdruck. 2024 standen insgesamt 85 Lernende in insgesamt neun Lehrberufen in Ausbildung. Dies entspricht 10.64 Prozent der Stellen, ein beachtlich hoher Wert, auf den wir stolz sind.
Die Adullam-Stiftung verfügt über eine facettenreiche Arbeitswelt und bietet eine fundierte Ausbildung in neun Lehrberufen an.
Die Adullam-Stiftung hat 2024 drei bemerkenswerte Kampagnen gestartet, die für viel Aufmerksamkeit sorgten:
Unter den Themen «Schönheit im Alter» und «Sexualität im Alter» wurden Tabuthemen angesprochen und die Geriatrie in einen grösseren Kontext gesetzt. Höhepunkte waren eine Modeschau, die Bewohner:innen und Mitarbeitende gemeinsam auf den Laufsteg brachte, sowie eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion, bei der Fachleute und das sehr zahlreiche Publikum zum Thema Sexualität im Alter diskutierten.
Den Abschluss des Jahres machte der Adventszauber. Zusätzlich zum bisherigen Weihnachtsprogramm, fand 2024 erstmals ein stimmungsvoller Weihnachtsmarkt mit Angeboten für Gross und Klein im Adullam-Park in Basel statt.
Das Highlight: Song- und Filmpremiere «Die Weihnachtsretter»: Für diesen besonderen Anlass hat der Jazz-Musiker Will Wood einen Song eigens für das Adullam komponiert und mit Bewohner:innen und Mitarbeiter:innen einstudiert. Dazu entstanden ist ein Musikvideo, in dem singend Weihnachten «gerettet» wird. Die Song- und Filmpremiere fanden im Rahmen des Adventszaubers statt. Song und Film wurden gefeiert und erfreuten sich grosser Beliebtheit beim Publikum.
Ein erfolgreicher Beitrag, um ein bisschen mehr Gemeinsamkeit in die Adventszeit zu bringen, mit viel Freude, Humor und Genuss.
Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements nahm die Adullam-Stiftung erstmals an der Aktion Bike to Work teil. Insgesamt 19 Teams mit 74 Teilnehmenden legten über 21.000 km zurück und sparten dabei mehr als 3.100 kg CO2 ein. Wenn wir uns die Leistung gesamthaft als Reise ansehen, so sind die Mitarbeitenden aus eigener Kraft einmal um die halbe Erde gereist. Nicht schlecht – aber auch das lässt sich im nächsten Jahr sicher noch optimieren.
Eine schöne Strecke, die gemeinsam erstrampelt wurde – nicht schlecht.
Nach einer gründlichen Evaluation der langjährigen Vorsorgelösung (PK) wurden von der Vorsorgekommission verschiedene Alternativen geprüft. Gemeinsam mit den versicherten Mitarbeitenden erfolgte schliesslich der Entscheid für einen Wechsel: Seit 1.1.2024 sind die Mitarbeitenden der Adullam-Stiftung bei der basellandschaftlichen Pensionskasse blpk versichert.
Das Jahr 2024 war für die Adullam-Stiftung in den Spitälern und Pflegezentren ein Jahr der Konsolidierung. Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen konnten wir erfreuliche Fortschritte erzielen und Projekte erfolgreich umsetzen. Wir blicken optimistisch in die Zukunft und freuen uns darauf, unsere Vision einer gut integrierten Gesundheitsversorgung weiter voranzutreiben.
Wir danken allen Patient:innen, Bewohner:innen und Angehörigen sowie den mit uns zusammenarbeitenden Institutionen und Behörden für das in uns gesetzte Vertrauen.
Ein ganz besonderer Dank gebührt unseren Mitarbeitenden für ihr grosses Engagement zugunsten der uns anvertrauten Menschen.