Weihnachtszeit ist Guezlizeit. Ob klassische Mailänderli, kreative Spitzbuben oder luftige Brunzli, in so manchen Haushalten verwandelt sich die Küche vor Weihnachten in eine regelrechte Guezli-Manufaktur. Das Kneten, Ausstechen und Verzieren ist dabei nicht nur ein Spass für Kinder und Erwachsene jeden Alters, sondern hat auch positive Effekte auf Menschen mit Demenz.
«Zimetstärn hani gärn, Mailänderli au» – so manche Person hat beim blossen Lesen dieses Satzes die Melodie des Schweizer Weihnachtsklassikers im Ohr. Das Lied ist nicht nur ein Ohrwurm, sondern passt auch thematisch perfekt zu einer nachmittäglichen Guezliback-Aktion. Kekse in verschiedenen Formen finden ihren Weg in den Ofen und in unsere Münder und sorgen für ein paar Stunden Kreativität, Ausgelassenheit und Eskapismus. Backen reduziert nachweislich den Stress und ist somit schon ohne die süsse Belohnung eine gute Idee.
Ein weihnachtlicher Duft: Guezlibacken mit Menschen mit Demenz
Der Duft von Zimt weht durch die Küche. Der ausgerollte Teig ist bereit für die Ausstechform und der Ofen läuft sich langsam warm. Guezlibacken ist gemütlich und besinnlich und gerade deswegen eine gute Aktivität für Menschen mit Demenz. Hinzu kommt, dass das Kneten, Auswallen, Ausstechen Backen bei Menschen mit Demenz verschiedene Hirnareale aktiviert und zudem auch das körperliche Geschick beansprucht. Aber was heisst das genau?
Zeitliche Orientierung
Das Backen von Weihnachtsguezli kann Menschen mit Demenz helfen, sich zeitlich zu orientieren. Bei Menschen mit Demenz kann es vorkommen, dass sie nicht mehr wissen, welchen Monat oder welche Jahreszeit wir gerade haben. Das Backen von Weihnachtskeksen leistet hier Schützenhilfe und gibt einen zeitlichen Rahmen.
Erinnerungsvermögen durch Geruch
Gerüche wecken Erinnerungen. Laut wissenschaftlichen Studien sind Nase und das Emotionszentrum im Gehirn direkt miteinander verknüpft. Bestimmte Gerüche können also einen Schalter in unserem Gehirn umlegen und bestimmte Erinnerungen wachwerden lassen. Bei Menschen mit Demenz kann dies von einem grossen Vorteil sein: Die weihnachtlichen Gerüche aktivieren das limbische System – also den Teil des Hirns, der Funktionen wie Lernen, Gedächtnis oder Emotionen steuert – und weckt dadurch Erinnerungen an Erlebnisse aus der Kindheit.
Routinisierte Handlungen
Ein weiterer positiver Aspekt ist die Ausführung von routinisieren Handlungen. Menschen mit Demenz verfügen, wie wir alle, über gewisse Handlungsabläufe, die sie im Verlaufe ihres Lebens routinisiert haben. Da das Keksebacken bei vielen bereits seit dem Kindesalter dazugehört, aktiviert das Ausführen einer über die Jahre eingeübten Bewegung ebenfalls Erinnerungen. Der Vorteil beim Guezle: Kochen wird häufiger mit einer Pflicht assoziiert, während das Keksebacken eher als spassige Aktivität abgespeichert ist.
Feinmotorik
Teig kneten, Guezli ausstechen und verzieren – backen ist eine Aktivität für die Feinmotorik. Die vielen Bewegungsabläufe regen die Muskeln an. Kommt hinzu, dass das Guezlibacken auch die Kreativität ankurbelt und somit nicht nur für die Muskeln, sondern auch für den Geist gut ist.
Sozialverhalten und Gemeinschaftssinn
Das gemeinsame Backen löst bei Menschen mit Demenz ein tief verankertes Gefühl von Gemeinschaftssinn aus. Eine Aktivität in der Gruppe hilft gegen Einsamkeitsgefühle und gibt zudem das Gefühl, dazuzugehören. Das kann sich positiv auf die Stimmungslage auswirken.
Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen
Das Durchführen und Abschliessen einer eigenständigen Tätigkeit gibt Menschen mit Demenz Selbstvertrauen. Zudem ist es ein schönes Gefühl, am Ende einen selbst gemachten Weihnachtskeks in den Händen zu halten – oder diesen genüsslich auf der Zunge vergehen zu lassen.
Guezlibacken mit Menschen mit Demenz: Darauf sollten Sie achten
Für eine Guezliback-Aktion mit Menschen mit Demenz sollten Sie einige Dinge beachten:
- Wählen Sie einfache Rezepte, die sicher gelingen
- Vermeiden Sie modische oder exotische Rezepte und Zutaten
- Bereiten Sie die Küche vor: Machen Sie Arbeitsstationen und grenzen Sie die einzelnen Arbeitsschritte klar voneinander ab. Legen Sie alle Zutaten und Hilfsmittel gut sicht- und erreichbar bereit.
- Sorgen Sie für eine gute Beleuchtung
Mit etwas Vorbereitung steht dem gemeinsamen Guezlenachmittag also nichts mehr im Weg. Wichtig ist, dass bei der ganzen Sache nicht zwingend das Resultat, sondern der Einsatz der Person mit Demenz im Vordergrund steht.
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