Die Gestaltung von Wohnräumen für Menschen mit Demenz spielt eine entscheidende Rolle für ihr Wohlbefinden und ihre Sicherheit. Ein durchdachtes Umfeld kann Orientierung bieten, Stress reduzieren und das Risiko von Unfällen minimieren. Wir geben Ihnen wertvolle Tipps zur demenzgerechten Raumgestaltung, die sowohl praktisch als auch würdevoll ist.
Menschen mit Demenz verlieren im Verlauf ihrer Erkrankung zunehmend die Fähigkeit, ihre Umgebung zu verstehen und sich darin zu orientieren. Umso wichtiger wird eine passende Raumgestaltung, die sowohl Sicherheit als auch Wohlbefinden fördert. Die Anpassung des Wohnraums kann helfen, das alltägliche Leben der Betroffenen zu erleichtern und ihre Selbständigkeit möglichst lange zu erhalten.
Orientierung durch klare Strukturen
- Minimalistische Gestaltung
Menschen mit Demenz haben oft Schwierigkeiten, sich in vertrauten Räumen zurechtzufinden. Zum Beispiel fällt es häufig schwer, den eigenen Schrank zu identifizieren oder Gegenstände zu finden. Hier kann eine klare und minimalistische Gestaltung, bei der nur relevante Objekte sichtbar sind, helfen. Weniger Möbel und Dekorationen reduzieren überflüssige Reize. Möbel und Türen sollten zudem gut sichtbar und bei Bedarf mit Symbolbildern gekennzeichnet werden, da diese einfacher zu erkennen sind als Textbeschriftungen.
- Einfache Bedien- und Griffelemente
Die Feinmotorik nimmt mit dem Alter ab, weshalb leicht bedienbare und ergonomisch angepasste Elemente verwendet werden sollten. Einfache, einhändige Bedienmechanismen und gut greifbare Griffe, die der Handgrösse entsprechen, können den Alltag erheblich erleichtern. Das Prinzip «weniger ist mehr» gilt auch hier: Einfache Bedienabläufe minimieren die Überforderung und fördern die Selbstständigkeit. - Vertraute Gegenstände erhaltenVertraute Gegenstände und eine gewohnte Ordnung sollten so weit wie möglich erhalten bleiben, da sie den Betroffenen Sicherheit geben. Im Falle eines Umzugs oder der Notwendigkeit, Möbel zu ersetzen, sollten ähnliche Modelle gewählt und alte Ordnungen beibehalten werden. Das erleichtert den Übergang.
- Farben, Muster und Licht gezielt einsetzen
Menschen mit Demenz reagieren sensibel auf Farben und Licht. Kaltweisses Licht ist für ältere Menschen angenehmer und sollte bevorzugt werden. Helle, freundliche Farben schaffen eine beruhigende Atmosphäre, während dunkle Töne Ängste auslösen können. Wichtige Bereiche sollten durch gut erkennbare Farben hervorgehoben werden – etwa gelb, orange oder grün. Grossflächige Muster wie sie oft auf Teppichen oder Tapeten vorkommen sollten vermieden werden, da sie verwirrend und schwer zu deuten sind. Klare Kontraste, zum Beispiel zwischen Möbeln und dem Boden, helfen den Betroffenen, ihre Umgebung besser wahrzunehmen. Für die Nacht bieten sich dimmbare Lichtquellen und LED-Nachtlichter mit Bewegungsmeldern an.
- Sicherheit erhöhen, Risiken minimieren
Der fortschreitende Verlust von Wahrnehmung und Gedächtnis birgt für ältere Menschen und insbesondere für Menschen mit Demenz zahlreiche Gefahren im Alltag. Stolperfallen wie lose Kabel und rutschige Teppiche sollten entfernt und der Boden möglichst rutschfest gestaltet werden. Für besonders gefährliche Bereiche wie die Küche lassen sich Herdschutzknöpfe oder automatische Herdabschaltungen installieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sicherung von Putzmitteln und Medikamenten, um Verwechslungen zu verhindern. Auch ist es ratsam, Rauchmelder in jedem Zimmer zu installieren und Schutzkappen an Steckdosen einzurichten, um die Sicherheit zu erhöhen. - Das Aquarium als Ort der Ruhe und Entspannung
Aquarien in Pflegeeinrichtungen haben nachweislich positive Effekte auf Menschen mit Demenz. Unruhige Bewohner:innen werden durch das Betrachten der Fische beruhigt, während lethargische Personen aktiver und wacher werden. Dies führt oft zu einer verbesserten Nahrungsaufnahme. Eine Studie der Universität Bonn bestätigt den positiven Einfluss: Bewohner:innen wurden ruhiger, geselliger und weniger aggressiv. Das ruhige Spiel der Fische und die beruhigende Wirkung der Wasserwelt steigern die Lebensfreude und fördern das Wohlbefinden der Patienten. Laut der Studie der Universität Bonn berichten Aquarienbesitzer:innen von zahlreichen Vorteilen wie der Erhöhung von Lebensfreude, innerer Ausgeglichenheit, entspannende Effekte, Beruhigung und Ablenkung.
- Dem Bewegungsdrang gerecht werdenViele Menschen mit Demenz verspüren einen starken Bewegungsdrang und “wandern“ umher. Anstatt diesen Drang einzuschränken, sollte versucht werden, eine sichere Umgebung zu schaffen. Offene Rundwege, die keine Gefahren bergen, können dabei helfen, Unfälle zu vermeiden. Türen, die ins Freie führen, sollten mit Signalen oder Klangspielen ausgestattet werden, um die betreuende Person darauf aufmerksam zu machen, wenn jemand das Haus verlässt. Eine weitere Möglichkeit, dem Drang nach Bewegung nachzukommen, ist, ein offenes Regal mit Gegenständen, die nach Belieben umgeräumt werden können, eingerichtet werden. Das lenkt die Aufmerksamkeit und mindert innere Unruhe.
- Räume für Ruhe und Erinnerungen schaffen
Neben den funktionalen Aspekten ist es ebenso wichtig, einladende Rückzugsorte in der Wohnung zu schaffen, an denen Betroffene zur Ruhe kommen können. Besonders Erinnerungsstücke – Fotos, alte Möbel oder andere vertraute Gegenstände – spielen eine bedeutende Rolle. Diese Orte sollten ruhig und ungestört sein, sodass die Person mit Demenz ohne Ablenkung in Erinnerung schwelgen kann. Drastische Veränderungen der Einrichtung sollten vermieden werden. Gehen Sie behutsam vor und beziehen Sie die betroffene Person wenn möglich in den Veränderungsprozess mit ein.
Zeitliche Orientierung unterstützen
Um die zeitliche Orientierung zu erleichtern, sind Hilfsmittel wie grosse Kalender und gut lesbare Uhren sinnvoll. Besonders im fortgeschrittenen Stadium der Demenz kann dies helfen, den Tagesrhythmus besser zu verstehen und die Zeitwahrnehmung zu stabilisieren. Fenster mit Blick auf die Natur haben einen ähnlichen Effekt, da sie es den Betroffenen ermöglichen, Wetter und Jahreszeit zu erkennen.
Individuelle Anpassungen für mehr Lebensqualität
Jeder Mensch mit Demenz hat individuelle Bedürfnisse, die sich auch in der Gestaltung des Wohnraums widerspiegeln sollten. Wichtig ist, eine Balance zwischen Sicherheit, Komfort und der Erhaltung von Selbständigkeit zu finden. Vertrautheit und klare Strukturen geben Halt und erleichtern die Orientierung. Mit einfachen, aber gezielten Massnahmen können Wohnräume so gestaltet werden, dass sie das Leben von Menschen mit Demenz unterstützen und ihnen ein möglichst eigenständiges Leben in vertrauter Umgebung ermöglichen.
0 Comments