MRSA: Was es über den Krankenhauskeim zu wissen gibt | silberFuchs

MRSA: Was es über den Krankenhauskeim zu wissen gibt

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Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus, kurz MRSA, ist ein Begriff, der oft mit Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen in Verbindung gebracht wird. Doch dieser hartnäckige Keim kann weit über die Klinikmauern hinaus ein Problem darstellen. Aber was macht MRSA so gefährlich?

MRSA gehört zur Familie der Staphylokokken, einer Gruppe kugelförmiger Bakterien, die natürlicherweise auf unserer Haut und Schleimhaut vorkommen können. Doch MRSA ist kein gewöhnlicher Vertreter seiner Art. Der Keim hat die Fähigkeit entwickelt, sich gegen viele gängige Antibiotika zu wehren – eine Eigenschaft, die ihn gefährlich macht. Diese Resistenz, insbesondere gegen das Antibiotikum Methicillin, erschwert die Behandlung erheblich.

Interessanterweise führt MRSA nicht immer zu Krankheiten. Viele Menschen tragen die Bakterien auf der Haut oder Schleimhaut, ohne Symptome zu zeigen. Doch sobald der Keim über Wunden oder Schleimhäute in den Körper eindringt, kann er gefährliche Infektionen auslösen. Besonders gefährdet sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem, chronischen Wunden oder Katheter.

MRSA in der Schweiz: Eine seltene, aber bestehende Gefahr

Infektionen mit MRSA sind in der Schweiz nicht meldepflichtig, doch repräsentative Daten zeigen ein klares Bild: Im internationalen Vergleich treten MRSA-Infektionen hierzulande selten auf. Nationale Überwachungsprogramme wie anresis.ch dokumentieren, dass der Anteil von MRSA bei schweren Infektionen (etwa Blutvergiftungen) stark zurückgegangen ist. Von 12.8 Prozent im Jahr 2004 sank dieser Anteil bis 2019 auf 3.6 Prozent. 2021 lag die Wahrscheinlichkeit stabil bei 4.7 Prozent. Ein weiterer Lichtblick: In Schweizer Spitälern werden sogenannte Spital assoziierte MRSA-Fälle bei schweren Infektionen wie Blutvergiftungen immer seltener. Der Anteil ist zwischen 2004 und 2023 von 12.8 Prozent auf 4.2 Prozent zurückgegangen. Ein interessantes Detail: MRSA kann nicht nur beim Menschen, sondern auch bei vielen Nutz- und Heimtieren nachgewiesen werden. Dennoch ist der Anteil von MRSA-Fällen bei Nutztieren in Schweizer Spitälern verschwindend gering, wie eine Studie aus dem Jahr 2018 belegt.

Der Ursprung der Resistenz: Ein Problem unserer Zeit

Antibiotika galten lange als Wunderwaffe gegen bakterielle Infektionen. Doch ihr übermässiger und oft unsachgemässer Einsatz hat einen hohen Preis: Immer mehr Bakterienstämme entwickeln Resistenzen. Nimmt ein Patient ein Antibiotikum nicht vollständig oder in der falschen Dosierung ein, überleben resistente Keime und können sich vermehren. MRSA ist eines der bekanntesten Beispiele für diese Entwicklung – ein Mahnmal für den verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika.

Wer ist besonders gefährdet?

MRSA findet sich überall, doch die Wahrscheinlichkeit einer Infektion steigt in bestimmten Umgebungen und bei gefährdeten Personengruppen. Krankenhäuser und Pflegeheime sind typische Hotspots, denn hier treffen viele Risikofaktoren aufeinander: geschwächte Patienten, offene Wunden, Katheter oder ein intensiver Einsatz von Antibiotika. Besonders gefährdet sind:

  • Patienten mit geschwächtem Immunsystem
  • Menschen mit chronischen Wunden oder Dekubitus
  • Träger von Kathetern oder Beatmungsschläuchen
  • Personen, die kürzlich eine Antibiotikatherapie erhalten haben

 

Auch im häuslichen Pflegealltag ist Vorsicht geboten, insbesondere wenn Pflegebedürftige nach einem Krankenhausaufenthalt zurückkehren. Gemeinsame Badezimmernutzung oder kontaminierte Pflegeutensilien können zur Verbreitung beitragen. Hygiene ist hier das A und O.

Übertragung und Schutz: So wehren Sie sich

MRSA wird hauptsächlich über direkten Kontakt übertragen – sei es durch Hände, Haut oder kontaminierte Gegenstände. Türklinken, Bettwäsche und selbst Tierkontakt können eine Rolle spielen. Erschwerend kommt hinzu, dass MRSA-Bakterien auf Oberflächen bis zu sieben Monate überleben können.

Wie kann man sich also schützen? Regelmässiges und gründliches Händewaschen sowie der gezielte Einsatz von Desinfektionsmitteln sind essenziell. In medizinischen Einrichtungen kommen zusätzliche Schutzmassnahmen wie Einweghandschuhe und Masken zum Einsatz. Auch im häuslichen Umfeld sollten Sie auf Hygiene achten: Desinfizieren Sie gemeinsam genutzte Flächen und achten Sie auf die richtige Reinigung von Pflegeutensilien.

Symptome und Behandlung: Wenn der Keim zuschlägt

Die Symptome einer MRSA-Infektion sind so vielseitig wie die Infektionen selbst. Von Hautabszessen bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Lungenentzündungen oder Blutvergiftungen – der Verlauf hängt stark vom Gesundheitszustand des Betroffenen ab. Typisch sind entzündete, gerötete oder eiternde Wunden. Bei immungeschwächten Patienten kann es zu schweren Komplikationen kommen.

Die Behandlung einer MRSA-Infektion erfordert Spezialwissen und Geduld. Ärzte setzen sogenannte «Reserveantibiotika» ein, die gezielt gegen resistente Keime wirken. Begleitend werden häufig Nasensalben, Mundspülungen und spezielle Shampoos genutzt, um die Bakterien von Haut und Schleimhäuten zu entfernen. Die Behandlung umfasst meist auch Hygienemassnahmen wie die Isolation von Patienten in medizinischen Einrichtungen.

Fazit: Wissen schützt

MRSA ist mehr als nur ein «Krankenhauskeim». Die globale Ausbreitung antibiotikaresistenter Bakterien zeigt, wie dringend ein Umdenken im Umgang mit Antibiotika notwendig ist. Für den Einzelnen bleibt Hygiene der wirksamste Schutz, um sich und andere zu schützen. Und falls doch ein Verdacht auf MRSA besteht? Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin; denn eine rechtzeitige Diagnose und konsequente Behandlung sind entscheidend.

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