Die Wechseljahre markieren einen bedeutenden Lebensabschnitt für jede Frau. Es ist ein Übergang, der oft von vielen Veränderungen begleitet wird, sowohl körperlich als auch emotional. Um diesen Prozess besser zu verstehen, werfen wir in diesem Artikel einen genaueren Blick auf die verschiedenen Phasen der Wechseljahre.
Östrogen – ein Hormon mit einem beeindruckenden Einfluss auf den weiblichen Körper. Es ist wie die Hauptdarstellerin in einem Theaterstück, die mit Anmut und Kraft die Bühne betritt und alles im Griff hat. Aber was macht Östrogen überhaupt im weiblichen Körper?
Der Menstruationszyklus: Immer im Takt?
Östrogen ist der Dirigent hinter dem Vorhang, der den monatlichen Tanz der Hormone orchestriert. Während des Menstruationszyklus steigen und fallen die Östrogenspiegel, und dieses feine Zusammenspiel reguliert den Eisprung, die Dicke der Gebärmutterschleimhaut und die Stimmungslage. Es ist wie eine sorgfältig choreografierte Ballettvorstellung, bei der alles perfekt im Takt ist.
Fruchtbarkeit und Fortpflanzung: Östrogen macht’s möglich
Östrogen ist auch der Schlüssel zur Fruchtbarkeit. Es sorgt dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut aufnahmebereit für eine befruchtete Eizelle ist und schafft optimale Bedingungen für die Einnistung und Entwicklung des Embryos.
Haut, Knochen und mehr: Östrogen als Schönheitselixier
Östrogen ist nicht nur im Inneren des Körpers aktiv, sondern spielt auch eine Rolle in der äusseren Erscheinung: Ein normaler Östrogenspiegel verleiht der Haut Strahlkraft und Elastizität, sorgt für glänzendes Haar und starke Nägel. Zudem schützt es die Knochen vor dem Abbau und trägt so zu einer starken Knochengesundheit bei.
Wenn Östrogen in den Wechseljahren Abschied nimmt
Mit dem Eintreten der Wechseljahre verabschiedet das Östrogen sich von der inneren Bühne: Die Östrogenproduktion in den Eierstöcken nimmt stetig ab und kommt irgendwann ganz zum Erliegen. Durch diese hormonellen Veränderungen treten einige unerwartete Effekte wie zum Beispiel Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Antriebslosigkeit oder Hitzewallungen auf.
Wechseljahrbeschwerden: Das Ding mit dem Schlaf
Wenn Sie plötzlich in der Nacht wach liegen und Ihr Schlaf Sie im Stich lässt, könnten die Wechseljahre schon an die Tür klopfen. Schlafstörungen sind oft die ersten Vorboten, noch bevor Hitzewallungen oder andere Klassiker auftreten. Das liegt daran, dass der Progesteron-Spiegel langsam absinkt. Dieses Hormon hat die magische Kraft, Nerven zu beruhigen und einen erholsamen Schlaf zu fördern.
Hitzewallungen: Der heisse Tanz beginnt
Hitzewallungen sind wohl die bekanntesten unter den Wechseljahresbeschwerden. Doch was genau verursacht diesen plötzlichen Hitzeanfall? Die Wissenschaft hat noch nicht alle Geheimnisse gelüftet, aber es wird vermutet, dass eine Fehlregulierung der Körpertemperatur im Gehirn oder im vegetativen Nervensystem eine Rolle spielt. Wenn der Hormonspiegel schwankt, weiten sich die Blutgefässe, die Haut wird besser durchblutet und es kommt zum unangenehmen Hitzeschub.
Blutungen: Die Regel wird zur Ausnahme
Ungefähr ab Mitte 40 machen viele Frauen Bekanntschaft mit einem unregelmässigen Monatszyklus. Die Regelblutung kommt mal früher, mal später, mal schwächer, mal stärker. Das ist völlig normal.
Manchmal kann es zu Blutungen nach der Menopause kommmen. Diese sollten ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden.
Psychische Achterbahn: Wenn die Hormone Karussel fahren
Die Menopause bringt nicht nur körperliche, sondern manchmal auch seelische Achterbahnfahrten mit sich. Etwa jede fünfte Frau kann von Depressionen, Schlafstörungen, Erschöpfung oder Konzentrationsproblemen heimgesucht werden. Die Hormone, insbesondere das Progesteron, spielen hier erneut eine Hauptrolle.
Wenn’s unten trocken wird
Der Rückgang von Östrogen macht sich oft erst Jahre nach der Menopause bemerkbar. Die Schleimhäute im Genitalbereich werden dünner und trockener, was zu Beschwerden beim Sex und einem höheren Risiko für Harnwegsinfekte führen kann.
Die Phasen der Wechseljahre
Die Wechseljahre durchlaufen verschiedene Phasen, von der Prämenopause bis zur Postmenopause.
1. Prämenopause
Die Prämenopause ist der Abschnitt der Wechseljahre vor der eigentlichen Menopause. Sie beginnt bei den meisten Frauen ungefähr Mitte 40. Während dieser Phase können bereits erste Anzeichen von hormonellen Veränderungen auftreten. Die Menstruation tritt aber noch regelmässig auf.
2. Perimenopause
Die Perimenopause ist das Jahr vor und nach der Menopause. In dieser Phase erleben Frauen oft die ausgeprägtesten Symptome der Wechseljahre, da die Hormonspiegel schwanken und die Menstruation unregelmässig wird. Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen sind häufige Begleiter dieser Zeit.
3. Menopause
Die Menopause markiert den Zeitpunkt der letzten Regelblutung, der rückblickend bestimmt wird, nachdem mindestens zwölf Monate lang keine Blutung mehr aufgetreten ist. Während der Menopause hört die Eierstockfunktion allmählich auf, was zu einem deutlichen Rückgang der Östrogenproduktion führt.
4. Postmenopause
Die Postmenopause ist der Abschnitt nach der Menopause, der beginnt, wenn mehr als zwölf Monate seit der letzten Regelblutung vergangen sind. In dieser Phase stabilisieren sich die Hormonspiegel, und viele der Symptome der Wechseljahre können nachlassen. Die Postmenopause kann jedoch noch viele Jahre andauern, und einige Frauen erleben weiterhin einige der Symptome, obwohl die Menopause abgeschlossen ist.
Kampf gegen die Kilos: Bauchfett
Die Waage zeigt plötzlich mehr an und das Bauchfett scheint sich hartnäckig festzusetzen. Die veränderten Hormonspiegel lassen uns nicht nur emotional Achterbahn fahren, sondern beeinflussen auch die Fettverteilung. Bauchfett ist nicht nur lästig, sondern auch ungesund und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes.
Konzentrationsstörungen und Antriebslosigkeit
Schwierigkeiten bei der Konzentration sowie ein allgemeines Gefühl der Antriebslosigkeit können ebenfalls auftreten. Diese Symptome können die täglichen Aktivitäten beeinträchtigen und das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigen.
Gesundheitliche Aspekte
Erhöhter Blutzuckerspiegel und Bluthochdruck können ebenfalls mit dem Hormonwandel verbunden sein. Es ist wichtig, diese gesundheitlichen Aspekte im Auge zu behalten und gegebenenfalls medizinische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Auswirkungen auf die Libido
Die Wechseljahre können einen erheblichen Einfluss auf das Liebesleben einer Frau haben. Hier sind ein paar Dinge, die passieren können:
- In den Wechseljahren sinken die Östrogen- und Testosteronspiegel, was sich auf Ihre Lust auswirken kann. Wenn der Östrogenspiegel niedrig ist, kann die Vaginalschleimhaut dünn und trocken werden, was zu unangenehmen Schmerzen beim Sex führen kann.
- Stimmungsschwankungen, Depressionen, Ängste und Stress können das weibliche Verlangen nach körperlicher Nähe beeinträchtigen.
- Müdigkeit, Schlafstörungen, körperliche Beschwerden und Schmerzen können die Lust auf sexuelle Aktivität nehmen. Fühlt man sich körperlich nicht gut, kann es schwierig sein, sich körperlich gehen zu lassen.
Die Wechseljahre stellen eine sehr grosse Herausforderung dar. Das Gefühl, aus dem Gleichgewicht gebracht zu werden ist bei vielen Frauen normal und auch absolut in Ordnung. Es ist ganz normal, dass sich durch diese Veränderung das Sexualleben verändert, was aber nicht bedeutet, dass es erliegt. Möglicherweise müssen gewisse Parameter verändert und neue Möglichkeiten gewunden werden, um trotzdem ein erfülltes Liebesleben zu haben. Möglich ist Sex in und nach den Wechseljahren alleweil!
Behandlungsmöglichkeiten für Wechseljahrbeschwerden
Die Behandlung von Wechseljahresbeschwerden durch den Ersatz von Hormonen ist ein kontrovers diskutiertes Thema. Nachdem Studien wie die Women’s Health Initiative Studie 2002 auf potenzielle Risiken wie Brustkrebs, Thrombosen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinwiesen, wurde die Hormonersatztherapie (HRT) lange Zeit zurückhaltend betrachtet. Inzwischen werden die Studiendaten jedoch differenzierter interpretiert, und die HRT wird als weniger riskant angesehen. Dennoch ist eine sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken notwendig.
Hormonpräparate: Tabletten, Gel, Pflaster
Es gibt verschiedene Hormonpräparate, die Östrogen und Progesteron enthalten. Diese können in Form von Tabletten, Gelen, Cremes, Sprays oder Pflastern verabreicht werden. Besonders die Aufnahme über die Haut belastet den Stoffwechsel und die Leber weniger als Tabletten und ist daher vorteilhaft bei einem erhöhten Risiko für bestimmte Erkrankungen.
- Synthetische Hormone: Die häufigste Variante der Hormontherapie umfasst Östrogen- und Gestagen-Kombinationspräparate, die die Schleimhaut der Gebärmutter schützen sollen. Gestagene können vor Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut schützen.
- Lokale Hormontherapie: Eine ausschliesslich lokale Hormonbehandlung im Bereich der Scheide kann beispielsweise bei Scheidentrockenheit eingesetzt werden. Östrogenhaltige Mittel unterstützen den Wiederaufbau der Scheidenschleimhaut und können vor Schmerzen beim Geschlechtsverkehr schützen.
- Bioidentische Hormone: Diese Hormone haben die gleiche chemische Struktur wie körpereigene Hormone und werden aus Pflanzenstoffen hergestellt. Sie unterliegen einer standardisierten Herstellung und werden als weniger risikobehaftet angesehen. Dennoch sollten auch hier Nutzen und Risiken individuell abgewogen werden.
Phytoöstrogene
Phytoöstrogene sind pflanzliche Stoffe, die in Soja, Sesam, Leinsamen und anderen Pflanzen vorkommen. Sie können gewisse hormonähnliche Effekte haben und werden manchmal zur Linderung von Hitzewallungen eingesetzt. Dennoch sind weitere Forschungen zu Risiken und Nebenwirkungen erforderlich, und die Einnahme sollte mit einem Arzt besprochen werden.
Risikofaktoren und pflanzliche Hausmittel
Bestimmte Erkrankungen wie hormonabhängiger Brustkrebs, Leberfunktionsstörungen oder ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sprechen gegen eine HRT. In diesen Fällen können pflanzliche Präparate wie Traubensilberkerze, Frauenmantel, Baldrian oder Mönchspfeffer eine Alternative darstellen. Diese sollten jedoch ebenfalls mit einem Arzt besprochen werden, da auch pflanzliche Mittel Nebenwirkungen haben können.
Für interessierte Leser
Das Robert Koch-Institut hat eine Studie veröffentlicht, welche sich mit gynäkologischen Erkrankungen und Operationen bei Frauen ab 50 Jahren befasst. Die Studie zeigt, dass Wechseljahrbeschwerden am häufigsten zu Behandlungen führen. Unten geht es zur Studie.
Robert Koch-Institut (Hrsg, 2020): Beratungs- und Behandlungsanlässe in gynäkologischen Praxen
bei Frauen ab 50 Jahren. In: Journal of Health Monitoring 5 (2).
Ein gesunder Lebensstil als Ergänzung
Neben medikamentösen Behandlungen kann ein gesunder Lebensstil dazu beitragen, Wechseljahresbeschwerden zu lindern. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung, Entspannungsübungen und ausreichender Schlaf sind wichtige Faktoren. Wechselduschen können bei Hitzewallungen helfen, und der Verzicht auf Alkohol und Nikotin kann sich positiv auswirken. Individuelle Bedürfnisse und Lebensumstände sollten bei der Wahl der Behandlungsmethode berücksichtigt werden, und ein offenes Gespräch mit einem Arzt kann bei der Entscheidungsfindung unterstützen.
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