Haustiere haben nachweislich eine starke positive Wirkung auf das Wohlbefinden älterer Menschen. Sie können nicht nur Einsamkeit lindern, sondern auch die körperliche und geistige Gesundheit fördern. In diesem Artikel erfahren Sie, warum Tiere Senior:innen fit und glücklich halten, welche Haustiere sich am besten eignen und wie Tiere in der Therapie eingesetzt werden.
Warum Haustiere das Leben von Senior:innen bereichern
Viele ältere Menschen leiden unter Einsamkeit, sei es durch den Verlust von Lebenspartnern oder den Auszug ihrer Kinder. Ein Haustier kann in dieser Lebensphase eine wichtige soziale Rolle übernehmen: Tiere bieten Gesellschaft, fordern tägliche Aufmerksamkeit und schaffen eine Struktur im Alltag.
Studien haben gezeigt, dass Senior:innen mit Haustieren seltener unter Bluthochdruck oder Depressionen leiden. Haustiere sorgen dafür, dass ältere Menschen mehr Zeit an der frischen Luft verbringen, was das Herz-Kreislauf-System stärkt und das Immunsystem unterstützt. Auch die mentale Gesundheit profitiert: Tiere wie Hunde und Katzen spenden nicht nur Trost, sondern wirken auch beruhigend. Das Streicheln eines Haustiers setzt Endorphine frei, die Glücksgefühle hervorrufen.
Ausserdem fördern Haustiere soziale Interaktionen, da Tierhalter oft miteinander ins Gespräch kommen; etwa dann, wenn sich zwei Hundebeseitzer:innen im Park begegnen und die Hunde sich gegenseitig beschnuppern.
Welche Haustiere eignen sich für ältere Menschen?
- Hunde: Kleine, pflegeleichte Hunderassen wie Zwergpudel oder Chihuahua sind ideal. Sie sind treue Begleiter und helfen, aktiv zu bleiben. Wichtig ist jedoch, dass der oder die Senior:in körperlich in der Lage ist, sich um den Hund zu kümmern.
- Katzen: Katzen sind unabhängiger als Hunde und eignen sich für Menschen, die weniger mobil sind. Sie bieten Trost und Zuneigung, verlangen dem oder der Besitzer:in aber weniger körperliche Betätigung ab.
- Vögel: Wellensittiche oder Kanarienvögel sind pflegeleicht und können durch ihre Anwesenheit Freude und Abwechslung in den Alltag bringen. Manche Vögel bauen sogar eine enge Beziehung zu ihren Besitzern auf.
- Fische: Ein Aquarium hat eine beruhigende Wirkung und ist besonders pflegeleicht. Fische sind ideal für Senior:innen, die keine körperlich anstrengende Betreuung übernehmen können, aber dennoch ein Haustier möchten.
- Kaninchen und Meerschweinchen: Diese kleinen Nagetiere können eine liebevolle Bindung zu ihrem Halter aufbauen. Sie sind jedoch eher ruhig und benötigen weniger Interaktion. Besonders bei Meerschweinchen gilt zu beachten, dass die Wartung des Geheges ziemlich aufwändig sein kann.
Wie finde ich das passende Haustier für mich?
10 Fragen, die sich Senior:innen vor der Anschaffung eines Haustiers stellen sollten
1. Sind Sie bereit für eine Änderung der Gewohnheiten?
Ein Haustier kann den Tagesablauf verändern und fordern Flexibilität und Aufmerksamkeit. Senior:innen, die ungern ihre Routine anpassen, sollten dies bedenken, bevor sie die Verantwortung für ein Tier übernehmen.
2. Haben Sie bereits Erfahrungen mit Haustieren?
Wer in der Vergangenheit schon ein Haustier hatte, kann oft besser mit den Herausforderungen umgehen, die das Zusammenleben mit einem Tier mit sich bringt. Auch Neulinge können jedoch grossartige Tierhalter werden, wenn sie offen für die neue Verantwortung sind.
3. Gibt es körperliche Einschränkungen?
Mobilitätseinschränkungen sind ein wichtiger Faktor bei der Wahl des Haustiers: Während Hunde zu Bewegung motivieren, könnten pflegeleichtere Tiere wie Katzen, Vögel oder Fische für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit die bessere Wahl sein. Menschen mit Allergien oder eingeschränkter Mobilität sollten genau prüfen, welches Haustier zu ihren gesundheitlichen Bedürfnissen passt.
4. Kann ein emotionales oder therapeutisches Haustier helfen?
Wenn ältere Menschen stark eingeschränkt oder besonders hilfsbedürftig sind, könnte ein speziell ausgebildeter Therapiehund eine wertvolle Unterstützung sein. Ansonsten sollte das Haustier vor allem auf emotionaler Ebene gut zur Person passen.
5. Welches Alter sollte das Tier haben?
Junge Tiere wie Welpen oder Kätzchen benötigen viel Aufmerksamkeit und Training, was überfordern kann. Ältere Tiere sind oft ruhiger und benötigen weniger Erziehung, haben jedoch möglicherweise auch gesundheitliche Einschränkungen.
6. Welches Temperament passt zu Ihnen?
Es ist wichtig, ein Tier zu finden, dessen Temperament zum Lebensstil des Senior:innen passt. Manche Rassen, die zwar klein, aber sehr energiegeladen sind, könnten zu anstrengend sein. Ruhigere oder ältere Haustiere könnten eine bessere Wahl sein.
7. Ist das Tier gesund?
Vor der Anschaffung sollte das Tier unbedingt von einem Tierarzt untersucht werden, um sicherzustellen, dass es gesund ist. Dies ist besonders wichtig, um gesundheitliche Risiken für ältere Menschen zu minimieren, die möglicherweise anfälliger für Infektionen sind.
8. Ein Haustier oder zwei?
Auch wenn mehrere Haustiere einander Gesellschaft leisten können, so kann es für Senior:innen schwierig sein, sich um mehr als ein Tier zu kümmern. Zudem besteht das Risiko, dass sich die Tiere stärker aneinander binden, als an ihren Besitzer.
9. Was kostet ein Haustier?
Ein Haustier bringt langfristige finanzielle Verpflichtungen mit sich. Ein Hund kann im ersten Jahr mehrere hundert Franken an Futter-, Pflege- und Tierarztkosten verursachen. Es ist daher wichtig, die finanziellen Möglichkeiten genau zu prüfen.
10. Haben Sie einen Zukunftsplan für das Haustier?
Da das Leben älterer Menschen unvorhersehbar sein kann, sollte im Vorfeld ein Plan erstellt werden, wer sich um das Tier kümmert, falls der Besitzer ins Krankenhaus muss oder stirbt. Ein solcher Plan ist wichtig, um sicherzustellen, dass das Tier nicht ins Tierheim zurückmuss. Eine Absprache mit Familie oder Freunden kann hier hilfreich sein.
Wo findet man ein Haustier?
Zwar sind Züchter eine mögliche Quelle für Haustiere, doch Tierheime bieten oft eine kostengünstigere und zugleich sinnvolle Alternative. Viele Tierheime bieten ermässigte Adoptionsgebühren für Senior:innen und ältere Tiere an. Ausserdem können die Mitarbeiter oft gut einschätzen, welches Tier zu den Bedürfnissen des älteren Menschen passt, da sie die Tiere gut kennen. Ein Kennenlernen vor Ort ist immer ratsam, um sicherzustellen, dass die Chemie zwischen Mensch und Tier stimmt.
Mit der richtigen Vorbereitung und den passenden Rahmenbedingungen kann die Anschaffung eines Haustiers eine bereichernde Erfahrung sein, die sowohl dem Tier als auch dem oder der Besitzer:in viel Freude bereitet.
Haustiere als Therapie: Positive Wirkung bei Demenz
Besonders bei Demenzerkrankungen haben Haustiere einen grossen therapeutischen Nutzen. Die Interaktion mit Tieren verbessert nicht nur das emotionale Wohlbefinden, sondern kann auch körperliche Fähigkeiten fördern. Hunde, Katzen und sogar Vögel werden oft in der sogenannten «tiergestützten Therapie» eingesetzt, um kognitive und motorische Fähigkeiten zu verbessern. Demenzkranke, die regelmässig Zeit mit Tieren verbringen, zeigen oft eine verbesserte Stimmung, weniger Aggressionen und mehr soziale Interaktion.
Das Streicheln eines Hundes oder einer Katze fördert zudem die Feinmotorik und gibt den Betroffenen das Gefühl, gebraucht zu werden. Tiere nehmen Emotionen wahr und reagieren auf sie, ohne zu bewerten – das ist besonders für Menschen mit Demenz von grossem Vorteil.
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