Endlich mal reisen, lange Spaziergänge im Park, zurückschauen und geniessen, was man im Leben erreicht hat – darauf hoffen und freuen wir uns, wenn wir an unser Leben im Alter denken. Aber was ist, wenn wir plötzlich in einem emotionalen Tief landen, das über Wochen, gar Monate anhält? Wir sprechen über Depression im Alter, was sie bedeutet und wie wir zurück zur Lebensfreude finden können.
Das Leben im reiferen Alter kann genauso bunt sein wie ein Gemälde – aber manchmal schleicht sich ein trüber Schatten ein. Natürlich gibt es Tage, an denen die Sonne scheinbar nicht so hell leuchtet, aber das heisst nicht, dass man in einem endlosen Regen aus Traurigkeit gefangen sein wird. Auch wenn sich die Depression einnistet, ist sie kein obligatorisches Alters-Accessoire.
Woran erkenne ich nun aber, dass es sich um ein längerfristiges Tief handelt und ich eine Depression habe?
Symptome einer Depression
Nach dem ICD-10 gelten als Hauptsymptome einer Depression eine depressive, gedrückte Stimmung, Interessensverlust und Freudlosigkeit sowie eine Antriebsminderung mit erhöhter Ermüdbarkeit. Für eine Diagnosestellung müssen eines oder mehrere dieser Symptome über eine längere Zeit und dauerhaft vorhanden sein und im Vergleich zu früher zu einer deutlichen Einschränkung von alltäglichen Aktivitäten führen.
Eine depressive, gedrückte Stimmung wird individuell unterschiedlich charakterisiert, zu Beispiel als Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung oder Gefühllosigkeit. Patient:innen können sich beispielsweise weder über positive Ereignisse freuen noch Trauer empfinden. 70 bis 80 Prozent der Betroffenen berichten zudem über Zukunftsängste und Angstgefühle als Ausdruck einer starken Unsicherheit.
Im Alter gehen depressive Störungen oft mit körperlichen Erkrankungen einher oder werden von ihnen kaschiert, sodass sie teilweise nicht auf Anhieb erkannt werden. So kann es manchmal sein, dass körperliche Beschwerden, wie zum Beispiel Schmerzen, Schlafstörungen, Appetitverlust, Schwindel oder Magen-Darm-Probleme als normale Alterserscheinung angesehen und nicht als Depression war genommen werden. Deswegen ist es wichtig, genau hinzuschauen und von einer Fachperson die Ursachen abklären zu lassen.
Ein Mix aus Ursachen und Risiken
Eine Depression im Alter entsteht selten durch nur eine einzige Ursache. Stattdessen mixen sich verschiedene Faktoren zu einer komplexen Melodie. Denken wir an ein Orchester, bei dem viele Instrumente zusammenspielen, um eine emotionale Symphonie zu schaffen. Schauen wir uns an, welche Ursachen und Risikofaktoren in diesem komplexen Spiel mitspielen.
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Genetik und Gehirn-Chemie: Eine Zusammenarbeit: Unsere Gene können wie Noten auf einer Partitur sein, die unsere Emotionen beeinflussen. Eine familiäre Veranlagung zur Depression kann ein Grundstein sein, aber sie legt nicht das finale Stimmungsbild fest. Ein tiefes Zusammenspiel zwischen neurobiologischen Vorgängen und Persönlichkeitsfaktoren wie Stressbewältigung oder Pessimismus formt das Gesamtbild.
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Biologische Faktoren und der Einfluss der Zeit: Der Körper altert, das ist eine Tatsache. Mit dem Alter nehmen oft auch chronische Krankheiten zu, die möglicherweise mit einer Depression Hand in Hand gehen. Chronische Schmerzen, Krankheiten wie Demenz oder Parkinson, sowie Schlafprobleme könnten als trübe Nebenfiguren auftreten. Schlaganfälle, die nicht nur den Körper beeinträchtigen, sondern auch das Gehirn, können ebenfalls zu depressiven Verstimmungen beitragen.
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Psychosoziale Einflüsse: Das Leben in Veränderung: Das Alter bringt oft Veränderungen mit sich – manchmal erfreuliche, manchmal herausfordernde. Der Übergang in den Ruhestand, der Verlust von geliebten Menschen, Einsamkeit oder das Bewältigen neuer Rollen – all das kann den emotionalen Hintergrund beleuchten. Eine nicht verarbeitete Vergangenheit kann in dieser Phase besonders intensiv wirken.
Den Sonnenschein zurückholen: Therapie bei Altersdepression
Das Ziel der Therapie bei Altersdepressionen gleicht einer Reise zur Rückkehr des Sonnenscheins im Leben. Wie bei einer Schatzsuche geht es darum, Lebensqualität zurückzugewinnen und den Alltag wieder bunter zu gestalten. Die Therapie dreht sich um zwei Schlüsselaspekte: die Akzeptanz der aktuellen Situation und die Wiederentdeckung positiver Aktivitäten.
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Medikamentöse Unterstützung: Manchmal braucht das Gemüt etwas Unterstützung von innen. Ähnlich wie ein Regenschirm, der uns vor einem plötzlichen Regenguss schützt, können Medikamente bei der Bewältigung von Depressionen helfen.
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Gespräche, die die Seele streicheln: Psychotherapie ist wie ein Gespräch mit einer vertrauten Person, die mich gut kennt und bei der ich mich wohl fühle und öffnen kann, die zuhört und Verständnis zeigt. Durch einfühlsame Unterstützung können Gedanken und Gefühle in einem sicheren Raum erkundet werden.
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Gemeinsam stärker: Soziale Unterstützung ist wie ein Netz, das uns auffängt, wenn wir fallen. Freunde, Familie und professionelle Helfer sind die Stützpfeiler, die uns unterstützen und ermutigen.
Letztendlich ist eine Depression im Alter ein komplexes Zusammenspiel von Faktoren. Es ist wie bei einem Meisterwerk der Musik, bei dem verschiedene Instrumente miteinander harmonieren. Das Wichtigste ist zu erkennen, dass Hilfe und Unterstützung vorhanden sind, um diese Melodie wieder in Einklang zu bringen. Die Wiederentdeckung der Freude am Leben ist möglich, und es gibt Experten, die beim Komponieren einer positiven emotionalen Symphonie helfen können.
Infobox
Weitere Informationen zur Psyche im Alter finden Sie auf den Seiten des psychologischen Diensts der Adullam Spitäler und Pflegezentren.
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