Die Diagnose Krebs betrifft nicht nur den oder die Patient:in, sondern das gesamte soziale Umfeld. Angehörige stehen unter einem immensen emotionalen Druck und sehen sich oft mit der Frage konfrontiert: Wie kann ich helfen, ohne dabei meine eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen? Dieser Artikel fasst einige wertvolle Tipps zusammen.
Das Wort «Krebs» löst bei vielen Menschen Angst aus. Eine verständliche Reaktion, denn Krebs wird nach wie vor als lebensbedrohliche Erkrankung wahrgenommen. Zwar sind die medizinischen Behandlungen in den letzten zehn bis 20 Jahren erheblich verbessert worden, doch die Angst vor dem Krebs bleibt tief verwurzelt. Ein Grund dafür ist, dass heutzutage mehr Menschen an Krebs erkranken – bedingt durch eine alternde Gesellschaft. Zudem ist die Krebskrankheit stark mit kulturellen Stigmata belastet.
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Früher bedeutete Krebs für viele Menschen ein langes, schmerzhaftes Leiden, da kaum wirksame Behandlungsmöglichkeiten vorhanden waren. Die Krankheit war häufig mit dem Schrecken von Siechtum, Schmerzen und einem qualvollen Tod verbunden. Darüber hinaus wurde lange geglaubt, dass Krebs ansteckend sei oder eine Strafe für moralische Verfehlungen darstelle. Diese alten Vorurteile haften der Krankheit noch immer an und erschweren den offenen Umgang damit.
Doch Aufklärung über die modernen Behandlungsmöglichkeiten und das offene Gespräch – sowohl privat als auch öffentlich – tragen dazu bei, den Schrecken zu verringern.
Unterstützung anbieten
Eine Krebsdiagnose stellt die gesamte Familie vor immense Herausforderungen, da Angehörige emotional und oft auch praktisch in Pflege und Fürsorge der von Krebs betroffenen Person eingebunden sind. Da viele Betroffene bei einer Krebsdiagnose das Gefühl haben, den Boden unter den Füssen zu verlieren, können Sie als Angehörige eine wichtige Stütze sein und Raum für ehrliche Gespräche schaffen. Fragen Sie, wie Sie unterstützen können, und bieten Sie an, gemeinsam durch diese schwierige Zeit zu gehen. Formulierungen wie «Wir stehen das gemeinsam durch» vermitteln Halt und Zuversicht.
Vermeiden Sie es, ungefragt Ratschläge zu geben oder über den Kopf der erkrankten Person hinweg zu entscheiden. Viele Krebspatienten fühlen sich bereits durch die Therapie fremdbestimmt. Fragen Sie lieber «Was kommt auf uns zu?» oder «Welche Entscheidungen müssen getroffen werden?». Bei Letzterem ist es wichtig zu unterscheiden, was sofort erledigt werden muss und was noch Zeit hat. Als Angehörige schaffen Sie so ein Umfeld, das Sicherheit und Stabilität vermittelt und signalisiert, dass nicht alles zusammenbricht.
Eigene Bedürfnisse nicht vergessen und Warnsignale erkennen
Angehörige neigen dazu, sich voll und ganz auf die Bedürfnisse des erkrankten Familienmitglieds zu konzentrieren und dabei ihre eigenen zu vernachlässigen. Dabei ist es essenziell, auch auf sich selbst zu achten. Sie können nur dann dauerhaft eine Stütze sein, wenn Sie sich Pausen gönnen und Ihre eigenen Batterien aufladen.
Regelmässige Auszeiten, in denen Sie Ihren Hobbys nachgehen oder sich entspannen, sind notwendig, um langfristig stabil zu bleiben. Fragen Sie sich regelmässig: «Wie geht es mir?», «Was brauche ich, um gut durch diese Zeit zu kommen?» Gestehen Sie sich ohne schlechtes Gewissen Dinge zu, die Ihnen Freude bereiten und für Entspannung sorgen. Auch kleine Pausen, wie ein Spaziergang oder ein Treffen mit Freund:innen, können Wunder wirken.
Bemerken Sie bei sich Symptome wie Reizbarkeit, Grübeln, emotionale Schwankungen und psychosomatische Beschwerden wie Schlafstörungen oder Rückenschmerzen, ist es möglich, dass sie überlastet sind. Wenn Sie solche Warnsignale bei sich wahrnehmen, ist es wichtig, frühzeitig Unterstützung zu suchen. Sprechen Sie mit Freund:innen, Familienmitgliedern oder professionellen Berater:innen, um Entlastung zu finden.
Professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen
Es kann entlastend sein, wenn Sie mit jemandem ausserhalb des engsten Familienkreises über Ihre Sorgen sprechen. Viele Angehörige haben das Gefühl, ihre Ängste nicht offen ansprechen zu dürfen, um den oder die Betroffene:n nicht zusätzlich zu belasten. Hier können Gespräche mit einer psychoonkologischen Beratungsperson helfen. Krebsberatungsstellen bieten kostenlose Unterstützung an. Wenn es um besonders belastende Themen geht, wie etwa die finanzielle Absicherung oder Zukunftsplanung, können Beratungsstellen ebenfalls eine wertvolle Unterstützung darstellen.
Herausforderungen in der Partnerschaft meistern
Die Krebserkrankung des Partners oder der Partnerin stellt oft eine erhebliche Belastung für die Beziehung dar. Angst, Unsicherheit und körperliche Veränderungen können zu Spannungen führen.
Wichtig ist, dass beide offen über ihre Gefühle sprechen, ohne sich gegenseitig zu überfordern. Auch Nähe und Intimität sind Themen, die in dieser Zeit neu definiert werden müssen. Geben Sie Ihrem oder Ihrer Partner:in Zeit, sich an körperliche Veränderungen zu gewöhnen, aber signalisieren Sie auch, dass Zärtlichkeit und Nähe weiterhin gewünscht sind. Manchmal reicht es schon, gemeinsam Zeit zu verbringen – beim Kochen, Spazierengehen oder einfach nur im Gespräch. Auch nonverbale Kommunikation, wie kleine Gesten der Fürsorge, können viel bewirken und dabei helfen, die Beziehung in einer schwierigen Zeit zu stärken.
Unterstützung bieten und auf sich selbst achten
Krebspatient:innen sind auf die Unterstützung ihrer Angehörigen angewiesen, doch auch diese brauchen Hilfe. Achten Sie darauf, Ihre eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren, suchen Sie nach Unterstützung im Umfeld und holen Sie sich bei Bedarf professionelle Hilfe. Letztlich gilt: Sie können nur dann für den oder die Betroffene:n da sein, wenn Sie auch gut für sich selbst sorgen.
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