Wenn Oma plötzlich stur wird: Wesensveränderungen im Alter | silberFuchs

Wenn Oma plötzlich stur wird: Wesensveränderungen im Alter

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Wenn aus dem verständnisvollen Opa, dem liebevollen Vater oder der humorvollen Tante mit den Jahren ein sturer, gereizter Mensch wird, kann das so manchen Angehörigen vor den Kopf stossen. Was passiert, wenn sich ältere Verwandte plötzlich anders verhalten?

Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich das Verhalten älterer Menschen verändert. Die Herausforderungen des Alters – sei es durch Krankheiten, Verlust von Angehörigen oder die Anpassung an eine sich schnell verändernde Welt – können zu einem Wandel in der Persönlichkeit führen. Oft sind das kleine Veränderungen, die sich im Alltag zeigen: Ein wenig mehr Vergesslichkeit hier, eine schroffe Bemerkung dort. Doch manchmal sind diese Veränderungen so tiefgreifend, dass sie das gesamte Familienleben beeinflussen. Es ist wichtig, das Verständnis für die Situation zu fördern und zu erkennen, dass diese Veränderungen oft nicht aus einer bewussten Entscheidung heraus entstehen, sondern aus einem inneren Kampf.

Ein bisschen ist normal, etwas mehr jedoch problematisch

Aggressivität, Sturheit und manchmal sogar Boshaftigkeit können auf tieferliegende Probleme hinweisen. Während eine gewisse Veränderung im Charakter im Alter normal ist, können ausgeprägte Verhaltensauffälligkeiten auf ernsthafte gesundheitliche Probleme hinweisen. Hier sind einige Symptome, auf die Angehörige achten sollten:

  • Plötzliche Wesensveränderung ohne erkennbaren Grund: Wenn sich die Persönlichkeit eines geliebten Menschen abrupt verändert, kann dies alarmierend sein und sollte nicht ignoriert werden.
  • Aggressives Verhalten kann sich sowohl gegen Angehörige als auch gegen Fremde richten und sollte ernst genommen werden.
  • Orientierungslosigkeit und Unsicherheit: Häufig fühlen sich ältere Menschen in ihrer Umgebung verloren. Diese Unsicherheit kann sich in einem Rückzug von sozialen Aktivitäten äussern, was die Isolation verstärken kann.
  • Verlust des Antriebs: Wenn frühere Hobbys und soziale Kontakte vernachlässigt werden, kann das auf eine tiefere Krise hinweisen. War ein Mensch stets aktiv, interessiert sich aber plötzlich nicht mehr für seine Lieblingsbeschäftigungen, sollte dies das Umfeld aufhorchen lassen.
  • Misstrauen gegenüber anderen: Dies kann von leichtem Argwohn bis hin zu ernsthaften Wahnvorstellungen reichen und kann zu Konflikten führen.

Mögliche Ursachen: Von Demenz bis Depression

Eine der häufigsten medizinischen Ursachen für solche Wesensveränderungen ist eine Demenz. Diese Erkrankung kann sich durch aggressives Verhalten, Stimmungsschwankungen und Vergesslichkeit äussern. Menschen mit Demenz sind oft verwirrt und ängstlich, was zu einem Teufelskreis führt: Ihre Unsicherheit führt zu Aggressivität, und diese wiederum verstärkt die Isolation.

Nebst einer Demenz können auch Depressionen eine Wesensveränderung nach sich ziehen – insbesondere, wenn Senioren das Gefühl haben, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren. Statistisch gesehen entwickeln bis zu 40 Prozent aller Senioren in Pflegeeinrichtungen eine Altersdepression, während es in der gewohnten Umgebung nur etwa 20 Prozent sind. Symptome wie Antriebslosigkeit, Gleichgültigkeit und sogar Suizidgedanken sind ernstzunehmende Anzeichen.

Darüber hinaus können auch körperliche Erkrankungen wie chronische Schmerzen, Stoffwechselstörungen oder sogar Gehirntumore zu Verhaltensänderungen führen. Eine unerkannte Schilddrüsenfehlfunktion oder hormonelle Störungen können ebenfalls zu Verhaltensauffälligkeiten führen. Es ist wichtig, bei plötzlichen Veränderungen einen Arzt aufzusuchen, um mögliche medizinische Ursachen auszuschliessen.

Umgang mit Wesensveränderungen in der Familie

Der Umgang mit einem geliebten Menschen, der plötzlich anders ist, kann für Angehörige eine enorme Herausforderung darstellen. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass diese Veränderungen oft nicht gegen einen persönlich gerichtet sind. Sie sind Ausdruck einer inneren Notlage, die der oder die Betroffene vielleicht selbst nicht vollständig versteht. Hier sind einige Strategien für Angehörige:

  • Geduld und Empathie: Versuchen Sie, sich in die Lage des Betroffenen zu versetzen. Verständnis und Mitgefühl können helfen, Spannungen zu reduzieren.
  • Offene Kommunikation: Sprechen Sie mit der Person, die Verhaltensauffälligkeiten zeigt, über Ihre Beobachtungen. Vermeiden Sie Vorwürfe und bringen Sie stattdessen Ihre Besorgnis zum Ausdruck.
  • Professionelle Unterstützung: Ein Arzt, Psychologe oder Psychiater kann wertvolle Unterstützung bieten und gegebenenfalls die richtige Diagnose stellen. Auch Selbsthilfegruppen für Angehörige können eine wertvolle Ressource sein.
  • Aktiv bleiben: Fördern Sie die Teilnahme an sozialen Aktivitäten, die dem Betroffenen Freude bereiten. Soziale Interaktion kann helfen, Isolation zu vermeiden und das Wohlbefinden zu steigern.
  • Routine schaffen: Eine strukturierte Tagesroutine sowie Gewohnheit und Rituale können älteren Menschen ein Gefühl von Sicherheit, Orientierung und Stabilität geben.
  • Wohlbefinden fördern: Achten Sie darauf, dass der oder die Betroffene Zugang zu gesunder Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmässiger Bewegung hat. Diese Faktoren haben einen grossen Einfluss auf die psychische Gesundheit und können helfen, negative Verhaltensweisen zu mindern.
  • Grenzen setzen: Es ist wichtig, auch eigene Grenzen zu erkennen und zu wahren. Wenn das Verhalten des Angehörigen emotional belastend wird, ist es in Ordnung, sich Unterstützung zu suchen und sich selbst Zeit für Erholung zu gönnen.

Wesensveränderungen im Alter sind oft ein komplexes Zusammenspiel aus physischen, psychischen und sozialen Faktoren. Es ist entscheidend, diese Veränderungen ernst zu nehmen und proaktive Schritte einzuleiten, um sowohl dem Betroffenen als auch sich selbst zu helfen. Verständnis, Geduld und die Bereitschaft, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, können dazu beitragen, die Herausforderungen des Alterns gemeinsam zu bewältigen. Indem wir den älteren Menschen in unserem Leben mit Empathie begegnen, können wir dazu beitragen, dass sie sich trotz ihrer Veränderungen weiterhin wertgeschätzt und geliebt fühlen.

(SR)

 

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